50 Jahre Urologie am UKB Prof. Manuel Ritter, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am UKB (links) an der Konsole, während einer robotischen Prostataoperation.

 

 

Urologie am Universitätsklinikum Bonn wird 50

Rückblick im Jubiläumsjahr

 

Bonn, 29. Oktober 2021 – 50, das ist heutzutage doch kein Alter! Die Urologie ist in Deutschland auch einer der Fachbereiche, die erst spät ihre Selbstständigkeit und akademische Anerkennung erhalten haben. Doch die vergleichsweise junge Fachrichtung hat moderne, operative Medizin entscheidend mitgeprägt.

Am Universitätsklinikum Bonn (UKB) gab es zu Beginn eine Urologische Sektion in der Chirurgie unter dem renommierten Urologen Prof. Winfried Vahlensieck. Am 22. Januar 1965 führte er die erste primär erfolgreiche Nierentransplantation in Bonn durch und übernahm als erster Lehrstuhlinhaber Bonns 1971 die Leitung der neu gegründeten Klinik für Urologie am UKB.

Harnsteinzentrum Bonn
In dieser Zeit wurde unter Beteiligung der Chirurgie, der Nephrologie und der Urologie das Nierentransplantationszentrum am UKB gegründet. Durch den enormen Fortschritt der Organkonservierung und der Immunsuppression (Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems) stieg die Anzahl der Nierentransplantationen stetig an. Außerdem etablierte Prof. Vahlensieck zusammen mit Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie Mineraloginnen und Mineralogen das bekannte Harnsteinzentrum Bonn. Eine Reihe von Harnstein-Symposien zu Forschungen am UKB, die in Wien und Bonn stattfanden, hat der internationalen Steinforschung damals neue Impulse verliehen.

Erste Kinderurologie
Bonn war Ende der 1970er die einzige deutsche Universität mit einer selbstständigen Abteilung für Kinderurologie. Das Spezialgebiet wurde seitdem auch in der Urologischen Klinik am UKB auf höchstem Niveau angeboten und weiterentwickelt. Urologisch behandelt werden bei Kindern häufig Erkrankungen oder Missbildungen der Harnwege, die mitunter zu Harninkontinenz führen. Dank hochspezialisierter Diagnostik und rekonstruktiven Operationen konnte die Lebensqualität und Lebenserwartung betroffener Kinder im Laufe der Zeit deutlich gesteigert werden. Auch Harnsteine bei Kindern werden seitdem am UKB behandelt.

Harnableitungen
1994 folgte Prof. Stefan C. Müller auf dem Bonner Lehrstuhl für Urologie und brachte weitere Neuerungen mit. Er baute auf die Errungenschaften der urologischen Transplantationsmedizin seines Vorgängers auf und führte verschiedene Möglichkeiten der Rekonstruktion von Blasen am UKB ein. Alternative Harnableitungen werden auch heute z. B. aus Anteilen des Dick- oder Dünndarms hergestellt und Muskelzellen der Blase in Gewebekulturen gezüchtet.

Neurourologie
Die Behandlung von Inkontinenz spielte damals ebenfalls eine große Rolle. Prof. Müller gründete eine Sektion für Neurourologie und hat die Behandlung von Inkontinenz am UKB klinisch und operativ stark vorangebracht. Dabei geht es um Blasenentleerungsstörungen, die durch Schädigungen der Nerven auftreten. Ursachen sind z. B. eine Querschnittslähmung, Rückenmarksverletzungen oder Erkrankungen, die bewirken, dass die Steuerung der Harnblase und des Beckenbodens durch den Schließmuskel nicht richtig funktioniert. Viele Patientinnen und Patienten sind früher an den Folgen einer solchen Erkrankung gestorben, denn die Nieren werden stark beschädigt, wenn im Harntrakt ein zu hoher Druck herrscht. Therapiemöglichkeiten, die Prof. Müller am UKB einführte, sind u. a. Medikamente oder ein sogenannter Blasenschrittmacher – ähnlich wie beim Herzen.

Moderne minimalinvasive Techniken
Die Urologie definiert sich seit ihrer Entstehung als operatives Fach und bietet die wohl breitesten Anwendungsmöglichkeiten für roboterassistiertes Operieren. Die Eingriffe sind sehr komplex und bestehen aus den Schwerpunkten Organerhalt und Rekonstruktion. Mittlerweile werden die meisten urologischen Eingriffe mittels Robotik durchgeführt – ein Großteil darunter sind Prostata-, Nieren- und zunehmend auch Harnleiter- und Blasenkrebs-OPs. Prof. Manuel Ritter, der seit 2018 dritter Direktor der Klinik für Urologie am UKB ist, hat den Bonner Maximalversorger vor allem durch seine Expertise im Bereich Robotik und moderne, minimalinvasive Techniken bereichert. „Robotische Chirurgie setzen wir am UKB u. a. bei Tumor-OPs, zur Steinbehandlung sowie der Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung ein. In einem operativen Harnsteinzentrum arbeiten wir mit diagnostischen Partnern für komplexe Steinanalysen zusammen“, sagt Prof. Ritter.

 

DaVinci OP SituationProf. Manuel Ritter, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am UKB, (rechts) bei der Vorbereitung einer robotischen Prostataoperation, ©UKB/J.F. Saba

 

Uroonkologisches Zentrum

Innerhalb der letzten drei Jahre wurde das UKB außerdem zum Uroonkologischen Zentrum am CIO Bonn zertifiziert. Das heißt, Patientinnen und Patienten mit allen Arten von Tumoren an drei verschiedenen Organen werden mit den modernsten Therapien behandelt. Alle dafür notwendigen Standards wurden am UKB etabliert. Zum Blasenkrebszentrum und zum Nierenkrebszentrum ist nun auch das Prostatazentrum mit den Schwerpunkten Hoden und Penis hinzugekommen und hat die Zertifizierung komplettiert.

Männergesundheit im Movember
Das Vorkommen urologischer Erkrankungen steigt mit dem Alter und Statistiken zeigen, dass ein weiterer Altersanstieg der Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten ist. Damit wird die junge Urologie zum Zukunftsfach. „Die Urologie am UKB ist mittlerweile Teil eines interdisziplinären Netzwerks klinischer und niedergelassener Ärztinnen und Ärzte aus Bonn und der Region, zur Verbesserung der gemeinsamen Behandlung von Patientinnen und Patienten mit komplexen urologischen Tumorerkrankungen. Aktuell bauen wir die Digitalisierung dieser Netzwerke aus, um zukünftig auch den gemeinsamen Austausch von Patientinnen und Patienten mit ihren Behandlern zu erleichtern.“, so Prof. Ritter. Auch in der Forschung und Lehre konnten zusammen mit dem medizinischen Dekanat moderne, digitale Formate geschaffen werden, die den Fortschritt erleichtern. Im November nimmt das Team der Urologie unter Prof. Ritter übrigens das dritte Jahr in Folge am ‚Movember‘ teil. Die Kampagne beinhaltet verschiedene Aktionen im Monat November, die international auf Männergesundheit aufmerksam machen.

 

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/J.F. Saba

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Viola Röser
Stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
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Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen UKs einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller UKs in NRW.

CIO Bonn des Universitätsklinikums Bonn: Das Centrum für Integrierte Onkologie (CIO Bonn) ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und des Johanniter-Krankenhauses Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute des UKB zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller bösartigen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund „Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf“ die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.

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