2019 05 29 magenexperte des universittsklinikums bonn bei hirschhausens quiz des menschenBildunterschrift: Dr. Robert Hüneburg, Facharzt für Gastroenteroliohie und Leiter der Ambulanz für erbliche Tumorsyndrome an der Medizinischen Klinik I am UKB, bei der Spiegelung des oberen Verdauungstraktes. Bildnachweis: Erstes Deutsches Fernsehen

Familiären Magenkrebs früh erkennen. Patientenbeispiel zeigt: Leben ohne Magen ist möglich

Ausstrahlung: Hirschhausens Quiz des Menschen, 30.05.2019, 20:15 Uhr im Ersten Deutschen Fernsehen.
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Magenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts bei Männern und Frauen in Deutschland. Für 2018 wurden für Männer 9.100 und für Frauen 5.600 Neuerkrankungen prognostiziert. Seit mehr als 30 Jahren sinken in Deutschland – wie in anderen Industrienationen auch – die Neuerkrankungs- und Sterberaten an Magenkrebs kontinuierlich. Dieser Rückgang hält weiter an und ist vermutlich auf veränderte Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen. Die Überlebensaussichten mit Magenkrebs haben sich in letzter Zeit zwar verbessert, im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen sind sie jedoch weiterhin eher ungünstig. Es gibt aber auch Geschichten, die Mut machen.

Eine davon erzählt Lisa Blohm, die am Donnerstag, 30.05.2019, um 20:15 Uhr in der Sendung „Hirschhausens Quiz des Menschen“ im Ersten Deutschen Fernsehen auftritt. In Lisa Blohms Familie waren bereits mehrere Familienmitglieder in jungem Alter an einem Magenkrebs erkrankt und auch verstorben. Da damit die Kriterien für familiären Magenkrebs erfüllt waren, wurde die damals 22-jährige im Nationalen  Zentrum für erbliche Tumorerkrankungen (NZeT) am Universitätsklinikum Bonn (UKB) vorstellig. Dort fand zunächst eine genaue Erfassung der Familiengeschichte durch Dr. Robert Hüneburg in der integrativen Sprechstunde der Ambulanz für erbliche Tumorsyndrome statt. Die Ambulanz ist an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am UKB unter Leitung von Prof. Christian Strassburg angesiedelt. Nachfolgend wurde eine humangenetische Diagnostik am Institut für Humangenetik von Prof. Stefan Aretz durchgeführt, die den Nachweis einer pathogenen Mutation im CDH1-Gen erbrachte. Nach Erhalt dieser Diagnose entschieden Patientin und Ärzte nach eingehender Beratung, dass eine prophylaktische Magenentfernung (Gastrektomie) notwendig war. Diese wurde in der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie von Prof. Jörg C. Kalff durchgeführt. Im entnommenen Magen zeigten sich vier Krebsherde ohne Nachweis von Tumorabsiedlungen, so dass die Patientin anschließend geheilt war. Seitdem befindet sich die Patientin in der Nachbetreuung in der Ambulanz für erbliche Tumorsyndrome an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I. Lisa Blohm ist mittlerweile 30 Jahre alt. „Lisa Blohms Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Leben ohne Magen gut möglich ist und die frühe Identifikation und Therapie von Patienten mit erblichen Tumorsyndromen Leben retten kann“, stellt Dr. Robert Hüneburg fest. 

Risikofaktoren für Darmkrebs Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Magenkrebs ist eine bakterielle Infektion mit Helicobacter pylori. Weitere Risikofaktoren wie Übergewicht, Alkoholkonsum und Rauchen hängen mit unserem Lebenswandel zusammen. Bei Verwandten ersten Grades von Patienten mit Magenkrebs ist das Risiko um zwei- bis dreifach erhöht im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Vor diesem Hintergrund ist die Erfassung der Familiengeschichte ein wichtiger Faktor für unsere Gesundheit und unsere Lebenserwartung. Bei drei Prozent der Erkrankten sind die Kriterien für ein familiäres Magenkarzinom erfüllt (z. B. junges Erkrankungsalter, mehrere erkrankte Familienmitglieder). Ursächlich ist hier eine Keimbahnmutation im CDH1-Gen, wodurch das Risiko für die Entstehung eines Magenkarzinoms bei 70 Prozent für Männer bzw. 60 Prozent für Frauen liegt. Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten liegen knapp über 30 Prozent. Die Raten beschreiben die Wahrscheinlichkeit, die nächsten fünf Jahre zu überleben – im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Das mittlere Erkrankungsalter liegt mit 72 Jahren bei Männern und 75 Jahren bei Frauen vergleichsweise hoch. Männer haben eine höhere Wahrscheinlichkeit zu erkranken als Frauen, wobei bei Männern und Frauen das Risiko bis ins hohe Alter kontinuierlich zunimmt. Etablierte Vorsorgeverfahren existieren nicht.

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