Prof. Alexander MusteaProf. Alexander Mustea, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie am UKB, hat die neue Leitlinie mitetabliert.

 

Mit molekularer Subtypisierung den Gebärmutterkörperkrebs besser bekämpfen

Prof. Alexander Mustea entwickelt neue deutsche Leitlinie zur Behandlung von Endometriumkarzinomen mit

 

Bonn, 05. August 2022 – Auf Grund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Gebiet der Tumorbiologie wurde die bisherige Leitlinie zur Behandlung von Gebärmutterkörperkrebs angepasst: Die bisherige Einteilung in Typ-I- und Typ-II-Karzinom ist nun obsolet, da basierend auf sogenannten molekularen Markern eine deutlich genauere Charakterisierung verschiedener Subtypen möglich ist. Das heißt: Die notwendige operative und medikamentöse Therapie kann nun zielgerichteter durchgeführt werden.

Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) ist die häufigste genitale Krebserkrankung der Frau und nach dem Brustkrebs die zweithäufigste gynäkologische Krebsart, an der in Deutschland jährlich etwa 11.000 Frauen pro Jahr, insbesondere in der Postmenopause, erkranken. Dementsprechend liegt das mittlere Erkrankungsalter bei etwa 75 Lebensjahren.

„Aus meiner Sicht ist der Einzug der molekularen Subtypisierung des Endometriumkarzioms mit dezidierter Therapieempfehlung für die einzelnen Subtypen der wichtigste Bestandteil der neuen deutschen Leitlinie. Durch eine Bestimmung dieser molekularen Subtypen, wie sie hier in der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie sowohl prä- als auch postoperativ bereits etablierter Standard ist, können wir viele aggressive und unnötige Therapien vermeiden. Die konsequente Umsetzung der neuen Leitlinie wird die Therapie und Prognose von Patientinnen mit Endometriumkarzinom deutlich verbessern“, so Prof. Alexander Mustea, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie am UKB, der die neue Leitlinie mitetabliert hat.

Konkret kann anhand der molekularen Subtypen für Patientinnen mit einem erhöhten Rückfallrisiko eine intensivierte Behandlung mit Strahlen- oder Chemotherapie verordnet werden, wohingegen Patientinnen mit einem entsprechend geringen Risiko eine weniger intensive Therapie empfohlen bekommen.

„Da die molekulare Subtypisierung bei uns am Universitätsklinikum Bonn bereits gelebte Praxis bei der Behandlung von Gebärmutterkörperkrebs ist, konnten wir die Prognose und Lebensqualität von Patientinnen mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen bereits deutlich verbessern“, so Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am UKB.

Hormonelle und genetische Ursachen
Zu den möglichen Ursachen des Endometriumkarzinoms gehören sowohl genetische Risikofaktoren als auch langjährige Östrogenexpositionen. Diese kann durch externe Zufuhr von Östrogenen, beispielsweise im Rahmen einer Hormonersatztherapie oder durch ein erhöhtes Körpergewicht bedingt sein. Weitere Risikofaktoren sind Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Die häufigste erbliche Ursache ist das sogenannte „Lynch-Syndrom“. Hierunter werden genetische Veränderungen in DNA-Reparaturgenen zusammengefasst. Betroffene Frauen haben ein deutlich erhöhtes Risiko an einem Endometriumkarzinom zu erkranken. Das Lebenszeitrisiko liegt bei etwa 25-60%.

 

Begleitend zu dieser Pressemitteilung finden Sie anbei ein Interview zum Thema Gebärmutterkörperkarzinom mit einer Patientin von Prof. Mustea.

Patienteninterview zum Gebärmutterkörperkarzinom
Roswita Bittner war an Gebärmutterkörperkrebs erkrankt und hat sich erfolgreich von Prof. Alexander Mustea operieren lassen

Hatten Sie Symptome und, wenn ja, welche?
Angefangen hat alles 2012. Ich hatte immer ein bisschen Blut im Urin und bin daraufhin zu meinem Frauenarzt gegangen, der mir aufgrund eines Myoms eine Operation empfohlen hatte. Ein Abstrich war zunächst negativ ausgefallen.

Wie sah die Diagnose aus?
Bei der Operation wurde dann der Gebärmutterkörperkrebs festgestellt, der bereits sehr weit fortgeschritten war.

Wie sind die Operationen und entsprechende Therapien verlaufen?
Ich habe die in diesem Fall übliche Chemotherapie bekommen sowie entsprechende Hormonmedikamente. Die folgenden acht Jahre war ich dann gesund, bis dann Schmerzen in der Nierengegend der linken Seite auftauchten, woraufhin ein ziemlich großes Rezidiv von der Gebärmutter aus festgestellt wurde. Das Rezidiv wurde von Prof. Mustea 2020 erfolgreich operiert. Nach vier Wochen hatte ich mich von der OP wieder erholt und mir wurde eine Chemotherapie angekündigt, die dann in vier Zyklen durchgeführt wurde. Leider kam es nach dem letzten Zyklus durch die Chemo zu einem Nierenversagen. Ich lag vier Wochen auf der Intensivstation im UKB und kam dann auf Normalstation. Ich war mir nicht sicher, ob ich überleben würde. Die Therapie wurde dementsprechend von Prof. Mustea angepasst und ich habe im Januar 2021 die sogenannte Immuntherapie bekommen, die noch nicht lange eingesetzt wird. Bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalte ich nun diese Therapie und vertrage sie ganz gut. Sie ist nicht so anstrengend wie die anderen herkömmlichen Therapien. Ich bin zwar immer etwas müde, konnte und kann aber ein relativ normales Leben führen. Auch meine Niere hat sich wieder stabilisiert. Ich hatte infolge der Therapie lediglich einen Magnesium- und Vitamin-D-Mangel, meine Hände verkrampften sich plötzlich sehr. Dies konnte jedoch in kurzer Zeit behoben werden.

Wieso haben Sie sich für das UKB als behandelnde Klinik entschieden?
Mir wurde das UKB für meinen doch sehr komplexen Fall beim ersten Befund empfohlen, weil hier eine maximale Versorgung möglich ist. Da ich im Zusammenhang mit dem ersten Karzinom auch zwei Schlaganfälle erlitten hatte sowie eine Thrombose, brauchte ich zudem eine neurologische Abteilung. Ich habe mich hier am UKB sehr wohl gefühlt. Ich habe alle möglichen Ärzte, Pflegepersonal und Empfangskräfte kennengelernt. Es gab keine einzige Person, die mir nicht gefallen hat. Ich bin rundum zufrieden hier und würde insbesondere Prof. Mustea weiterempfehlen. Ich bin keine Privatpatientin und trotzdem bekomme ich von ihm die bestmögliche Behandlung. Er bestellt mich sogar immer noch alle drei Monate zur Kontrolle ein.

Wie sieht Ihr weiterer Weg aus?
Ich habe jetzt noch ein halbes Jahr Immuntherapie vor mir, alle drei Wochen bin ich im CIO am UKB.

Was möchten Sie unseren Leser*innen noch mitteilen?
Wenn man die Diagnose bekommt, sollte man keine Angst vor der Therapie haben. Das Leben geht weiter und die Therapie hilft einem, sein Leben zu verlängern.


Bildnachweis: ©Universitätsklinikum Bonn (UKB)/ J.F. Saba

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