(v. li.) Priv.-Doz. Dr. Christoph Engel und Dr. Robert Hüneburg untersuchen Risikofaktoren für erneut auftretenden Darmkrebs bei Lynch-Syndrom

 

Wie wahrscheinlich tritt erneut Darmkrebs auf?

Forschende aus Bonn und Leipzig untersuchen Risikofaktoren für erneut auftretenden Darmkrebs bei Lynch-Syndrom

Bonn / Leipzig, 30. Juni – Eine aktuelle Studie des Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs befasst sich mit der Frage, welche Personen mit Lynch-Syndrom ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines zweiten Darmkrebses entwickeln. Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB), der Universität Bonn und der Universität Leipzig veröffentlichen jetzt ihre Ergebnisse im Fachjournal „Clinical Gastroenterology and Hepatology“.

Das „Hereditäre nicht-polypöse kolorektale Karzinom (HNPCC)“ – kurz Lynch-Syndrom (LS) – ist die häufigste erblich bedingte Risikoerhöhung für Krebs. Es wird geschätzt, dass allein in Deutschland etwa 300.000 Personen betroffen sind. LS erhöht das Risiko für Dickdarmkrebs und andere Krebsarten deutlich und ist für bis zu etwa fünf Prozent aller Dickdarmkrebs-Erkrankungen verantwortlich. Auslöser sind Defekte in Genen, die für die Reparatur der menschlichen Erbsubstanz DNA zuständig sind. Dabei kann es – auch nach zunächst erfolgreicher Behandlung – zu weiteren Dickdarmkrebs-Erkrankungen kommen.

Daher untersuchten Forschende aus Bonn und Leipzig im Namen des Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs Risikofaktoren für das Auftreten einen zweiten primären Dickdarmkrebs. „Unser Ziel ist, die personalisierte Versorgung von Menschen mit Lynch-Syndrom zu verbessern“, sagt Co-Senior-Autor Prof. Dr. Jacob Nattermann, Leiter der Sektion Hepatogastroenterologie an der Medizinischen Klinik I des UKB (Direktor: Prof. Christian Strassburg) und Mitglied in dem Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Life & Health“ der Universität Bonn.

Verbesserte Risikoeinschätzung bei Lynch-Syndrom

Die Studie basiert auf Daten des zentralen Registers des Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs. Ausgewertet wurden 852 Personen mit Lynch-Syndrom, die nach einer ersten Dickdarmkrebs-Erkrankung im Verlauf weiter beobachtet wurden. Analysiert wurde, inwieweit Faktoren wie Alter, Geschlecht, genauer Ort der Ersterkrankung und genetische Merkmale mit dem Risiko für eine spätere zweite Dickdarmkrebs-Erkrankung assoziiert sind.

„Etwa jeder fünfte der untersuchten Lynch-Syndrom-Träger entwickelte im Verlauf von durchschnittlich 7,9 Jahren einen zweiten Dickdarmkrebs“, sagt Erstautor Dr. Robert Hüneburg, Sprecher des Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs und Oberarzt an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Bonn, das Teil des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Bonn ist. „Unsere Ergebnisse tragen zu einer differenzierteren Risikoeinschätzung bei. Die systematische Auswertung genetischer und klinischer Parameter kann helfen, die Nachsorge und Beratung für Betroffene gezielter zu gestalten.“

Erhöhtes Risiko liegt in verschiedenen Genen

Dabei zeigte sich unter anderem, dass das Risiko für eine weitere Dickdarmkrebs-Erkrankung vom betroffenen Gen abhängt. Personen mit Veränderungen in den Genen MLH1 oder MSH2 hatten ein höheres Risiko, als solche mit Veränderungen in MSH6 oder PMS2. Diese sogenannte Genotyp-Stratifizierung – also die Risikobewertung nach genetischem Befund – stellt einen wichtigen Ansatz dar, um individuelle Vorsorgestrategien zu entwickeln.

„Die Analyse basiert auf einer der bislang größten Personengruppe zu dieser Fragestellung“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Christoph Engel, Co-Senior-Autor der Studie und Leiter der Arbeitsgruppe Familiäre Tumorerkrankungen am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Universität Leipzig. „Die langjährige Dokumentation in unserem Register ermöglicht es, auch weniger offensichtliche Risikokonstellationen abzubilden.“

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen den Nutzen strukturierter Registerdaten zur Erfassung klinischer Verläufe bei erblichen Tumorsyndromen. Sie bilden eine Grundlage für die Weiterentwicklung risikoadaptierter Nachsorgekonzepte.

Beteiligte Institutionen: Die Studie wurde durch das Deutsche Konsortium Familiärer Darmkrebs unter Leitung des Universitätsklinikums Bonn und der Universität Leipzig durchgeführt. Beteiligt waren zudem Zentren in München, Heidelberg, Dresden, Düsseldorf, Tübingen, Hannover, Hamburg, Bochum und Magdeburg.

Publikation: Robert Hüneburg et al.: Identifying risk factors for metachronous colorectal cancer in Lynch syndrome; Clinical Gastroenterology and Hepatology; DOI: https://doi.org/10.1016/j.cgh.2025.06.040

Wissenschaftlicher Kontakt:

Dr. Robert Hüneburg
Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET)
Oberarzt an der Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum Bonn
Tel.: +49/228/28715260
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Bildnachweis: optimized (li) / Universitätsklinikum Bonn (re) 

Pressekontakt:
Dr. Inka Väth
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-10596
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

 


Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller onkologischen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. 2018 wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das "Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf" gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 480.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

 

 

 

 

 

 
 

2024

06 Sep 2025 09:00

Robotik und Künstliche Intelligenz (KI) als Hybridveranstaltung

weiterlesen …
09 Dez 2024 17:00

Ich bin schön, so wie ich bin: Körperbildveränderung und Sexualität bei Krebserkrankung

weiterlesen …
18 Nov 2024 17:00

Vererbung von Krebserkrankungen - was Sie darüber wissen sollten

weiterlesen …
15 Okt 2024 16:30

„Dr. ChatGPT bitte in den OP! AR, VR und KI in der (onkologischen) Chirurgie“ …

weiterlesen …
14 Okt 2024 17:00

Gemeinsam gegen den Krebs: Ernährung als Unterstützung auf dem Weg Ihrer Therapie

weiterlesen …
11 Okt 2024 17:00

Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie

weiterlesen …
10 Okt 2024 18:00

Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn über moderne Bestrahlungstechnologien

weiterlesen …
19 Sep 2024 17:00

Aktuelles aus dem Brustkrebszentrum

weiterlesen …
11 Sep 2024 18:00

Lymphome und ITP

weiterlesen …
24 Jun 2024 17:00

Pflegegrad, Erwerbsminderungsrente, Steuerfreibeträge - nützliche Tipps vom Sozialdienst!

weiterlesen …
12 Jun 2024 17:00

Gemeinsam Kochen mit Ernährungsexpert*innen für mehr Lebensqualität

weiterlesen …
03 Jun 2024 17:00

Onkologische Chirurgie im OP-Saal der Zukunft - Perspektiven von Robotik, KI und erweiterten Realitäten

weiterlesen …
16 Mai 2024 18:00

Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn über Symptome, Behandlung und Nachsorge bei Tumoren der Eierstöcke

weiterlesen …
15 Mai 2024 09:00

«Lunge»

weiterlesen …
13 Mai 2024 17:00

Misteltherapie – Das sollten Sie wissen

weiterlesen …
04 Mai 2024 09:00

Tagungsort: Gustav-Stresemann-Institut e.V.

weiterlesen …
29 Apr 2024 17:00

ZPM - Maßgeschneiderte Therapieansätze mittels Personalisierter Medizin

weiterlesen …
24 Apr 2024 19:30

Wie Mildred Scheel und die Deutsche Krebshilfe Geschichte schrieben

weiterlesen …
11 Mär 2024 17:00

Zu Hause bis zum Schluss  – Informationen zur Vorbereitung und Begleitung der häuslichen Versorgung [...]

weiterlesen …
29 Feb 2024 17:00

Zukunft der Darmkrebsfrüherkennung in Deutschland

weiterlesen …
24 Feb 2024 12:00

Tag der Patientenbetreuung bei Brustkrebs am Universitätsklinikum Bonn

weiterlesen …
04 Feb 2024 09:30

Herzlich willkommen zum Weltkrebstag

weiterlesen …
18 Jan 2024 18:00

Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn über innovative Entwicklungen in der dermatologischen Medizin

weiterlesen …
© 2025 CIO Bonn