Brustkrebs beim Mann/picture alliance

 

 

Brustkrebs beim Mann: Behandler sehen Versorgungsdefizite

Brustkrebs bei Männern ist selten, pro Jahr erhalten nur etwa 700 Männer in Deutschland diese Diagnose.

 

Bonn – Brustkrebs bei Männern ist selten, pro Jahr erhalten nur etwa 700 Männer in Deutschland diese Diagnose. Laut einer Studie der Universitätsklinik Bonn profitieren sie zwar von den hochentwickelten Strukturen zur Versorgung weiblicher Patientinnen. Doch für die Versorgung männlicher Brustkrebspatienten zuständige Mediziner sähen auch Ver­besserungsbedarf, berichten die Autoren im Fachblatt Gesundheitswesen (DOI: 10.1055/a-1005-6978).

Die Behandlung der Männer findet zum großen Teil in den spezialisierten Brustzentren statt, in denen betroffene Frauen behandelt werden. Und auch die Therapie des männli­chen Mammakarzinoms orientiert sich weitgehend an den Leitlinien zur Behandlung des weiblichen Brustkrebses.

Führt diese Ausrichtung der Versorgungsstrukturen auf Frauen womöglich zu Defiziten in der Versorgung der betroffenen Männer?

Nicole Ernstmann von der Forschungsstelle für Versorgungsforschung am Universitäts­klini­kum Bonn sowie dem Centrum für Integrierte Onkologie, und ihre Koautoren unter­suchten diese Frage anhand teilstandardisierter Leitfadeninterviews mit 23 Teilnehmern sowie zwei Fokusgruppendiskussionen mit 7 beziehungsweise 9 Teilnehmern.

Befragt wurden Berufsgruppen, die an der medizinischen Versorgung von Männern mit Brustkrebs beteiligt sind, etwa in den Brustzentren, aber auch Hausärzte und Urologen sowie Pflegekräfte.

Die qualitative Inhaltsanalyse der Interviews und Fokusgruppendiskussionen ergab, dass Männer mit Brustkrebs in Deutschland nach Einschätzung der Teilnehmer gut versorgt sind. Unsicherheiten zeigten sich jedoch bei spezifischen Fragestellungen und Bedürf­niss­en der männlichen Patienten.

Unsicherheiten bei Diagnose und Behandlung

Berichtet wurde unter anderem von Unklarheiten und Wissenslücken im Umgang mit be­troffenen Männern, etwa zur Behandlung von besonderen Medikamentennebenwirkun­gen beim Mann, zur Abrechnung der Behandlung oder zu fachärztlichen Zuständigkeiten.

So waren sich Hausärzte bei einem positiven Tastbefund zum Teil unsicher, weshalb die Männer dann an Dermatologen oder Urologen überwiesen wurden. Mangelnde praktische Erfahrung mit der Diagnose Brustkrebs beim Mann wurde wegen der Seltenheit der Er­krankung sogar von Senologen berichtet.

Auch im Bereich der Rehabilitation sahen einige der Befragten noch Versorgungslücken. Die meisten Beteiligten wünschten sich neben mehr Fortbildungsmöglichkeiten zum Thema auch eine verbesserte Patientenaufklärung und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Autoren um Ernstmann sehen ihre Erkenntnisse als Datengrundlage, die in Kombina­tion mit der Perspektive der Betroffenen und weiteren repräsentativen Daten dazu dienen kann, Praxisempfehlungen zur Verbesserung der Versorgungsqualität des männlichen Brustkrebses zu erarbeiten.

Denn auch wenn Männer mit Brustkrebs von den hochentwickelten Strukturen zur Brust­krebsversorgung in Deutschland profitierten, gebe es aus der Sicht der behandelnden Professionen Versorgungsdefizite. © nec/aerzteblatt.de

 


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